Apokalypse: 33. Sonntag im Jahreskreis B (Mk 13,21-28)

Na das ist ja mal eine Frohe Botschaft: Die Sonne wird sich verfinstern, der Mond wird nicht mehr scheinen, und die Sterne werden vom Himmel fallen. Na super. Apokalypse pur! Doch gerade bei diesem Abschnitt aus dem Markus-Evangelium – dem letzten, den wir hören, bevor am nächsten Sonntag das Kirchenjahr zu Ende geht und dann mit dem Advent ein neues beginnt – gerade bei diesem Abschnitt muss man sehr genau hinschauen, um verstehen zu können, was es uns vielleicht sagen will. Dazu drei Gedanken.

Zum einen blicken wir zurück auf den vergangenen Sonntag und das Evangelium, in dem Jesus die Scheinheiligkeit der Schriftgelehrten kritisiert. Da war das Beispiel mit der Witwe, die nur zwei kleine Münzen in den Opferkasten warf und damit einen viel größeren Anteil von ihrem Hab und Gut gegeben hatte als die Reichen und Vornehmen: die, die stolz in ihren langen Gewändern herumspazieren. Das Prahlen und Wichtigtun wird ihnen aber nichts nützen, wenn die Endzeit kommt. Sie werden dann wohl nicht zu den Auserwählten gehören, die der Menschensohn durch die Engel zusammenführen lässt. Eine eindeutige Mahnung damals wie heute: christlich und damit menschlich, sozial und gerecht handelt man im Jetzt, nicht erst im Jenseits.

Auftrag und Hoffnung

Ein zweiter Gedanke betrifft die Entstehungsgeschichte des Markus-Evangeliums. Denn gerade dieses 13. Kapitel – der drohende Weltuntergang – wird von vielen Theologen als Indiz dafür gesehen, dass der Text erst um das Jahr 70 nach Christus verfasst wurde. Als nämlich der Tempel in Jerusalem von den Römern zerstört wurde. Das Herz des damaligen Judentums, das Zentrum des Glaubens wurde vernichtet. Die Sonne hat sich für viele verfinstert, überall war nur noch Klage. So wie an vielen anderen Stellen des Neuen und Alten Testaments ist es nicht unwahrscheinlich, dass auch hier die Verfasser Geschehnisse von Krieg, Leid und Zerstörung in ihren Texten verarbeitet haben. Krieg und Vernichtungszüge, wie es sie schon vor 2.000 und 3.000 Jahren gab, und wie wir sie heute erleben. Auch wenn das keine schöne Erkenntnis ist: Erst mit den Menschen kam der Krieg auf die Erde.
Darüber können wir verzweifeln – davon hat aber niemand etwas.

Wir können aber auch – dritter Gedanke – gegensteuern, uns an dem orientieren, was uns unser Glaube eingibt und was auch das Evangelium liefert, wenn wir nur weiterlesen: Die Kräfte des Himmels werden erschüttert – und man wird den Menschensohn mit großer Macht und Herrlichkeit kommen sehen. Und in den folgenden Kapiteln: Jesus wird gekreuzigt, über das ganze Land bricht eine Finsternis herein, der Vorhang im Tempel, der das Allerheiligste von der Welt trennt, reißt von oben bis unten entzwei. Das ist „Apo-Kalypse“ im wahrsten Wortsinn: das Verhüllte („Kalypse“) wird enthüllt, das Verborgene sichtbar. Wir wissen, wie es weitergeht: Jesus wird von den Toten auferweckt, er sendet seine Jünger und damit uns in die Welt, um gerecht zu machen, was ungerecht ist. Das ist unser Auftrag. Und zugleich unsere Hoffnung. Und eine Frohe Botschaft.

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