Die Kunst der freien Rede

Bei jeder Predigt gibt es wie bei jeder Rede und jedem Vortrag unterschiedliche Redner-Typen: 

  • Menschen, die entweder frei sprechen, oft mit nur wenigen Stichworten oder ganz ohne Textvorlage. 
  • Andere brauchen eine ausformulierte Predigt oder einen ausformulierten Katechese-Text vor sich, um sich sicher zu fühlen – sprechen aber frei. 
  • Und dann gibt es Vortragende, die unsicher sind in der freien Rede und daher ihren ausformulierten Text ablesen. 

Alle drei haben ihre Berechtigung, und auch hier gilt: die Rede muss zum Redner (resp. Rednerin) passen. Darum ist keine Vorgehensweise falsch oder richtig. Sie muss vor allem stimmig und überzeugend sein. Und sie darf nicht einschläfernd wirken. 

Üben Sie sich in freier Rede.

Genau das ist das Risiko, wenn jemand den Text Wort für Wort abliest. Dann kann das Ganze schnell einen langweiligen Einschlag bekommen. Die Folge oft schon nach wenigen Sätzen: die Menschen hören nicht mehr zu, oder das Gehörte bleibt nicht in Erinnerung.

Darum mein Rat: Üben Sie sich in freier Rede. Ich selbst halte meine Seminare und Vorträge meist nur nach Stichworten oder einer Präsentations-Vorlage, spreche aber ansonsten völlig frei. Manchmal wird es auch mehr Moderation als Vortrag. 

Eine Predigt oder Katechese ebenso wie einen wissenschaftlichen Vortrag formuliere ich hingegen aus, habe den komplett ausformulierten Text als Skript vor mir, lese ihn aber nicht ab, sondern spreche frei.

Hin und wieder auf den Text schauen, aber ganz oft auch die Menschen direkt ansprechen, denn eine Predigt ist kein Monolog, sondern ein Dialog. Das ist wichtig, damit eine Predigt Wirkung erzielt und Menschen, Glauben und Liturgie bereichert.