Seit 8 Uhr heute früh läuft hier schräg gegenüber in der griechisch-orthodoxen Gemeinde „Agia Trias“ eine Liturgie zu Mitt-Pfingsten. In der Orthodoxen Kirche ist Mittpfingsten ein Fest. „Agia Trias“ heißt übersetzt Heilige Dreifaltigkeit oder Heilige Dreieinigkeit – und das Fest ist so etwas wie ein äußeres Zeichen für genau diese Dreifaltigkeit: Ostern = Das Fest von Jesu Auferstehung – durch den Vater gesandt, durch den Vater auferweckt – und Pfingsten = das Fest des Heiligen Geistes, vom Vater den Menschen gesandt als neuer Beistand.
„Wenn ich nicht mehr bei Euch bin, dann wird der Vater Euch einen neuen Beistand schicken, den Heiligen Geist“ – so wird Jesus am Sonntag vor Himmelfahrt im Evangelium zitiert. In der so genannten Abschiedsrede. Wir sind also in einer Zeit, in der das Wirken von Vater und Sohn auf Vater und Geist übergeht und durch den Geist auf uns Menschen.
Wir sind nun gesandt, die frohe Botschaft zu bringen.
Wir sind gesandt, Frieden zu schaffen und zu sichern.
Wir sind gesandt, Kirche zu sein und Kirche und Christliches Handeln in unsere Zeit zu tragen.
Da merken wir schon: Christsein hat nichts mit Bequemlichkeit zu tun. Nachfolge Christi – so wie wir es ganz am Anfang gesungen haben – „lass uns Deine Wege gehen, glorreich wie Du aus dem Grab erstehen“ – Nachfolge Christi heißt sich aufmachen und unterwegs sein.
Manche von Ihnen wissen, dass ich Mitglied des Dominikaner-Ordens bin. Und was unseren Ordensgründer, den Heiligen Dominikus, ausgezeichnet hat, war eben auch diese Bereitschaft zur Unbequemlichkeit, zum unterwegs sein; einer der wichtigen Kirchenrepräsentanten, der buchstäblich vom hohen Ross hinabgestiegen ist zu den Menschen, der sich auf den unbequemen Weg gemacht hat, der angefangen hat ihre Sprache zu sprechen.
In der Apostelgeschichte haben wir das eben auch gehört: „Nachdem Bárnabas und Saulus in Jerusalem den Dienst erfüllt hatten, kehrten sie zurück“. Und dann werden sie direkt wieder ausgesandt nach Sálamis. Und den Johannes mit Beinamen Markus, den sie mitgebracht hatten, den nehmen sie direkt auch wieder mit. Keine Pause, kein Relaxen, sondern Unterwegssein, das war die Bestimmung.
Tatsächlich waren damals Menschen unterwegs, um diesen neuen Glauben und die Überzeugung dieser noch zaghaften neuen Glaubensgemeinschaft aus Jerusalem in alle Ecken der damals bekannten Erde zu bringen. Nicht allein, sondern immer mit mehreren – wie wir es eben gehört haben – und gesandt von Gott, vom Vater wie auch vom Heiligen Geist.
Und im Evangelium heißt es: „Wer an mich glaubt, glaubt nicht an mich, sondern an den, der mich gesandt hat.“
Christ sein ist eine Sendungs-Aufgabe. Aber nicht als Muss, als Drohung, als Verpflichtung.
Sondern – das sagen uns diese Texte auch – sondern als etwas Positives: Ihr seid nicht allein, ihr habt einen Beistand, der Euch begleitet.
Dieses Fest Mitt-Pfingsten ist deshalb auch kein Kontroll-Posten (mal sehen, wie viele noch unterwegs sind, wer wie seine Pflichten erfüllt). Ich verstehe Mitt-Pfingsten als Erinnerung und Ermutigung. Vergesst nicht: Ihr seid nicht allein. Die Osterbotschaft, die Frohe Botschaft, sie bleibt bestehen, auch nach 25 Tagen und erst recht auch nach 50 Tagen.
Wenn wir Menschen aussenden, etwas zu tun, in unserem Namen tätig zu werden, dann ist das immer auch eine Vertrauenssache. Wir vertrauen darauf, dass der andere das schon schaffen wird. Dieses Vertrauen schenkt Gott uns. Und ich – im Gegenzug – vertraue ich darauf, dass es sich lohnt sich für Gottes Wille stark zu machen. Dass es möglich ist, dass Menschen in dieser Welt wirklich friedlich zusammenleben können. Im Großen – in den Konflikt-Gebieten der Erde – und auch im Kleinen. Bei mir in meinem unmittelbaren Umfeld. In der Familie, an der Arbeit, unter Freunden. Auch dorthin dürfen und sollen wir die Frohe Botschaft tragen. Auch dorthin sind wir gesandt.